Berufsweltmeisterschaft "WorldSkills 2013" im Juli in Leipzig: ein Wettbewerb im eigenen Land mit viel Zuspruch und vielen anfeuernden Fans vor Ort und über Facebook. Die gesamte Mannschaft, viele Leistungspartner und junge und alte Zimmerer fiebern mit, wie Andy Fichter ruhig und gelassen den Wettbewerb bestreitet. Nicht ohne Fehler, aber trotzdem mit großem Erfolg. Erneut Bronze für die deutschen Zimmerer.
Zimmererklatsch hält Einzug bei WorldSkills
WorldSkills – seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts dient es der Völkerverständigung. Erst beim 42. Wettbewerb im Juli 2013 in Leipzig kommt der Zimmererklatsch dazu. Doch wie übersetzt man das ins Englische? Doch „carpenters, a song“ reichte. Schon reihten sich Teilnehmer und Experten nach dem Wettbewerbsschluss auf. Auf dem Gang zogen die vielen Zimmerer und die gesamte Zimmerer-Nationalmannschaft nach. Zum Ende des 22stündigen Zimmerer-Wettbewerbs an vier Wettbewerbstagen gab es viele fröhliche Gesichter. Die Anspannung wich dahin und eine neue Tradition, so der kanadische Zimmerer-Experte, hatte Einzug genommen.
Durch Ruhe und Konzentration werden andere nervös
Für die deutsche Zimmerer-Nationalmannschaft war der Europameister in der Einzel- und Nationenwertung aus dem letzten Jahr, Andreas Fichter (21) aus St. Georgen im Schwarzwald an den Start gegangen. Fichter ist, wie er selbst sagt, ein „ruhiger Mensch“ und bestritt entsprechend den Wettbewerb.
„Es kann immer nur das Gleiche drankommen. Nur in anderer Form!“ War es somit ein Durchmarsch auf das Podest? So einfach war es am Ende nicht. Am dritten Wettbewerbstag passierte ein Fehler und warf das deutsche Team zurück. Doch Fichter kämpfte ruhig und konzentriert weiter, brillierte mit seiner Gaube und sorgte vielleicht durch seine Gelassenheit für die Nervosität bei anderen Nationen. Am Ende lagen nur Korea und die Schweiz mit jeweils drei Punkten mehr weiter vorne. Erneut Bronze für die Zimmerer-Nationalmannschaft bei der WM der Berufe, dem größten Berufswettbewerb aller Zeiten mit 1004 Teilnehmern aus 53 Ländern in 46 Berufen.
„Mit der intensiven Vorbereitung unserer Zimmerer-Nationalmannschaft können wir nachhaltig internationale Erfolge erreichen. Der Dank gilt unseren Leistungspartnern“, so Ullrich Huth, Vorsitzender von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes. „Das hervorragende Abschneiden unseres gesamten Bauteams spricht aber auch für unsere gute duale Ausbildung, die auf keinen Fall ausgehöhlt werden darf.“ Gold gab es für den Fliesenleger und Stuckateur sowie die Straßenbauer im Demonstrationswettbewerb. Der Maurer holte eine Exzellenzmedaille.
Die Holzbau Deutschland Leistungspartner unterstützen die Zimmerer-Nationalmannschaft seit 2008. „ Glückwunsch an das gesamte Team. Wir zeigen Kontinuität bei der Unterstützung, Ihr kontinuierlich starke Leistungen! Die Bronzemedaille finde ich genial, einfach super. Weiter so! “, so Matthias Krauss, Sprecher der Industrie im Beirat der Leistungspartner von Holzbau Deutschland und Vorstandsvorsitzender der Mafell AG.
Pavillon wird aus Siebtel zusammengesetzt
Während des viertägigen Wettbewerbs mussten die Zimmerer eine Holzkonstruktion mit Dachstuhl und Gaube errichten. Die Aufgabe war in drei Module eingeteilt, die nacheinander zu erarbeiten waren. Insgesamt waren nach dem Schiften über 20 Hölzer anzuzeichnen und mit Hand- und Maschinensägen auszuarbeiten. Aus den sieben besten Wettbewerbsstücken wurde dann ein Pavillon erstellt, der später für einen guten Zweck übergeben wird.
Und nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb. Die Zimmerer-Nationalmannschaft hat bereits mit ihren Vorbereitungen für die Zimmerer-Europameisterschaft 2014 im französischen Grenoble angefangen. Die Titelverteidiger wollen alles geben.
Interview mit Andreas Fichter und Roland Bernardi nach der Siegerehrung
Teamleiter Roland Bernardi und Teilnehmer Andreas Fichter zeigten sich nach der Siegerehrung bei „WorldSkills 2013“ sehr zufrieden.
Andreas, bist Du glücklich?
Andreas Fichter: Ja, es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, auf dem Podest zu stehen. Die vergangenen Tage kann man gar nicht mit Worten beschreiben, das war einfach gigantisch! WorldSkills ist eine riesengroße Chance. Man muss es mitmachen und erleben!
Hilft es, im eigenen Land den Wettbewerb zu bestreiten?
Andreas Fichter: Ich kenne nichts anderes. Ich habe die EM und WM in Deutschland erlebt. Ich kann nur sagen: es ist einfach toll, wenn so viele zuschauen und einen anfeuern. Die Zimmerer-Nationalmannschaft ist eine tolle Truppe. Die gesamte Mannschaft war in Leipzig dabei und auch im Nationalteam des Deutschen Baugewerbes verstehen wir uns super und hatten eine tolle Stimmung in Leipzig und bei der Vorbereitung.
Wie erlebt der Teamleiter und Experte den Wettbewerb?
Roland Bernardi: Es gibt nichts Schöneres! Bei diesem Wettbewerb hat einfach alles zusammengepasst. Dank unserer Leistungspartner konnten wir uns bestens vorbereiten, wir spürten den Rückhalt vor Ort und über Facebook. Es hat einfach großen Spaß gemacht, hier zu kämpfen, und Andreas hat sich wirklich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Selbst als ein Fehler passiert ist, war er gelassen und hat mit viel Ehrgeiz weitergekämpft. Er war ruhiger als ich.
Es war Deine vierte WorldSkills! Was bedeutet Dir der Wettbewerb?
Roland Bernardi: Ich kann mit Stolz sagen: ich war dabei und ich hatte unbeschreibliche Tage. Es ist für uns wie eine Fußballweltmeisterschaft für die Sportler. Es ist das höchste in unserem Handwerk und eine Ehre, dabei zu sein und das deutsche Zimmererhandwerk zu vertreten. Wir waren Gastgeber in Leipzig und hatten für das Wohl unserer Freunde zu sorgen. Unsere beiden Workshop Supervisoren Jens Volkmann und Stephan Hielscher und die Volontäre haben einen echt guten Job bei den Zimmerern gemacht. Insgesamt war WorldSkills 2013 Leipzig super aufgezogen und organisiert, halt „made in Germany“. Auch das deutsche Baugewerbe hat sich als Gastgeber gegenüber Freunden aus aller Welt gezeigt. Wir hatten einen interessanten und schönen Expertenabend mit unseren fünf ZDB-Gewerken.
Und nun?
Roland Bernardi: Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb! Im April 2014 steht in Grenoble die EM an. Doch zuvor im November 2013 sind die deutschen Meisterschaften. Wir bekommen neue Leute ins Team. Es geht weiter und so lange es mir so viel Spaß bringt, mache ich auch weiter. Nachdem meine Familie mit in Leipzig war, weiß sie, warum ich nicht davon weg komme.
Was macht nun der Europameister und Bronzemedaillengewinner?
Andreas Fichter: Meine aktive Zeit in der Nationalmannschaft geht nach fast drei Jahren zu Ende. Es war eine tolle Zeit, ich habe viel gelernt, habe viele Menschen kennengelernt, bin viel herumgekommen und möchte nichts davon missen. Ich freue mich aber auch, mich jetzt mehr auf die Meisterschule konzentrieren zu können und anschließend meinen Bautechniker zu machen. Beides hätte ich mir übrigens nach meiner Gesellenprüfung nicht vorstellen können. Das verdanke ich der Zimmerer-Nationalmannschaft.