Das Ziel war klar: Weltmeister! „Denn wer antritt“, so Simon Rehm aus Weinsfeld in Bayern, „will gewinnen!“ Er hat gewonnen und hat sich selbst und den vielen Fans der Zimmerer-Nationalmannschaft ein „brasilianisches Sommermärchen“ geschenkt! Bei der 43. Berufsweltmeisterschaft „WorldSkills 2015“ in Sao Paulo im August hat der Zimmerergeselle und Zimmerer-Europameister die Goldmedaille geholt. Damit ist der 22jährige der erfolgreichste Zimmerer Deutschlands bei internationalen Berufswettbewerben. Bei der WorldSkills bekam er zusätzlich noch die Auszeichnung „Best of Nation“. Er hatte die höchste Punktzahl aller deutschen Teilnehmer erzielt.
Rehm: „Es ist der Wahnsinn, ich kann es noch überhaupt nicht fassen“
Obwohl der WM-Titel Rehms großer Traum war, auf den er in seiner fast dreijährigen Zeit in der Zimmerer-Nationalmannschaft kontinuierlich und mit viel Einsatz hingearbeitet hat, konnte er es am Ende kaum glauben. „Es ist der Wahnsinn, ich kann es noch überhaupt nicht fassen“, so Rehms erste Reaktionen nach der Siegerehrung. Ein zweites Gold ging an Seung Woo Cha aus Korea. Die Bronzemedaille wurde drei Mal vergeben: an Dänemark, Südtirol und Frankreich.
Eine WorldSkills zu erleben, so haben bislang alle deutschen Teilnehmer berichtet, ist etwas ganz besonderes. Mit knapp 1200 Teilnehmern war „WorldSkills 2015“ in Sao Paulo der größte Berufswettbewerb aller Zeiten. In 50 offiziellen Wettbewerbsdisziplinen zeigten Teilnehmer im Alter von maximal 22 Jahren aus 59 Ländern Bestleistungen.
„Ich hatte eine fantastische Zeit in Sao Paulo. Dieses Erlebnis ist einmalig und unvergesslich!“, war eine der vielen Aussagen von Simon Rehm im großen Medienecho auf die Goldmedaille. Highlights gab es in den fast zwei Wochen reichlich. Mit dem „Siegerflieger“ der Lufthansa, der gut ein Jahr zuvor die Fußball-Weltmeister aus Rio heim geholt hatte, wurde das deutsche Team nach Sao Paulo geflogen. Beim Einmarsch des deutschen Teams trug Simon die deutsche Flagge und führte die deutsche Berufe-Nationalmannschaft von WorldSkills Germany mit 41 Teilnehmern und Teilnehmerinnen an, die in 37 Berufen gemeldet waren. Dann ein Wettbewerb mit einem Modell, das „eins meiner Besten war“. Nur am Anfang war Rehm etwas in den Wettbewerb gestolpert, da er noch mit der Holzüberprüfung beschäftigt war, während die anderen 19 Teilnehmer im Skill „Carpentry“ schon beim Einlesen in die Aufgabe waren. Doch die anfängliche Nervosität des ersten Tages war schnell verflogen. Konzentriert, gewissenhaft und ruhig führte Rehm die Aufgaben mit drei Modulen durch und war am Ende etwas vor der Zeit fertig.
Die Aufgabe: trapezförmigen Freisitz mit drei Modulen
Im ersten Modul musste er einen trapezförmigen Freisitz aus Holz bauen. Auf diesen wurde im zweiten Modul ein Walmdach mit geneigtem First aufgesetzt. Dabei wurden First und Traufen mit Klauen angeschlossen, was eine besondere Herausforderung darstellte. Im dritten Modul wurde dann eine komplizierte Spitzgaube auf die zentrale Walmdachfläche aufgesetzt. “Hier waren anspruchsvolle Schiftkenntnisse notwendig, um die Verbindungen berechnen zu können“, wie der deutsche Experte und Teamleiter der Zimmerer-Nationalmannschaft, Roland Bernardi, erklärte. Acht Freisitze wurde am Ende zu einem großen Modell zusammengestellt.
Im Wettbewerb durfte Bernardi fachlich nichts mehr sagen. Dafür war Michael Rieger, Trainer der Zimmerer-Nationalmannschaft, Ausbildungsmeister im Zimmerer-Ausbildungszentrum Biberach und selbst Vize-Weltmeister 2001, mit nach Sao Paulo gekommen und zeigte sich stets sehr zufrieden mit dem, was im Wettbewerb lief. Auch Simon Rehms vier Brüder, drei sind selbst Zimmerer, ließen es sich nicht nehmen und waren zusammen mit Simons Freundin Jessica Hamperl in Brasilien dabei. Das Mitfiebern in der Heimat konnte das Team über den Facebook-Auftritt der Zimmerer-Nationalmannschaft vernehmen und freute sich riesig über die vielen Likes und Glückwünsche nach der Gold-Verkündung.
Roland Bernardi: "Ich bin stolz auf Simon und seine Leistungen!"
„Ich bin stolz auf Simon und seine Leistungen“! Auch für Roland Bernardi, Zimmermeister und Holzbauunternehmer aus dem saarländischen Völklingen, ist mit dem WM-Titel ein Traum in Erfüllung gegangen. Für ihn gibt es „neben der Familie nichts Schöneres als WorldSkills“. Seit 2007 ist er Experte für die deutschen Zimmerer und konnte sich nach den zwei Bronzemedaillen von London 2011 und Leipzig 2013 erstmals über Gold freuen. Zuletzt hatte Jochen Ströhle, heute Ausbildungsmeister in Biberach, 2003 den ersten Platz bei WorldSkills belegt.
Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, hatte das Nationalteam des deutschen Baugewerbes nach Sao Paulo begleitet und konnte dem frisch gebackenen Weltmeister vor Ort gratulieren. „Sie haben das deutsche Baugewerbe in Brasilien hervorragend vertreten. Aufgrund Ihrer soliden Ausbildung waren Sie in der Lage, die Wettbewerbsaufgaben mit bestem Erfolg zu lösen. Sie sind ein wahrer Botschafter Ihres Handwerks.“
Aus der Ferne gratulierte Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im ZDB. „Mit der Goldmedaille setzt die Zimmerer-Nationalmannschaft ihre Erfolgsgeschichte der letzten Jahre bei internationalen Berufswettbewerben fort. Dank der Unterstützung durch die Leistungspartner kann die Zimmerer-Nationalmannschaft nachhaltig internationale Erfolge erreichen“, so Aicher.
Rehm gehört seit Ende 2012 zur Zimmerer-Nationalmannschaft, die von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes getragen wird und von den Holzbau Deutschland Leistungspartnern unterstützt wird. Mit dem WM-Titel geht seine Zeit vorbei. Jetzt konzentriert er sich auf seine Ausbildung zum Zimmermeister und Bautechniker.
Es ist eine einmalige Chance! Ich hatte zwei hammergeile Wochen, die ich nie vergessen werde! - Interview mit Simon
Frage: Wie fühlt man sich als Weltmeister?
Simon: Es ist ein wahnsinniges Gefühl. Es hat aber einige Zeit gebraucht, bis ich es wirklich realisiert habe. Ich war im Jahr zuvor Europameister geworden und wollte jetzt noch den WM-Titel draufsetzen. Dafür habe ich lange und intensiv trainiert. Aber es hat sich gelohnt. Ich hatte zwei hammergeile Wochen in Brasilien, die ich nie mehr vergessen werde.
Frage: Wie lief der Wettbewerb?
Simon: Ich hatte einen schwierigen Anfang. Ich war zu nervös und kam nicht so rein, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber nach den anfänglichen Problemen lief es top. Ich wusste, dass ich eins meiner besten Modelle gebaut habe und ganz vorne mitspiele.
Frage: Wie kann man WorldSkills beschreiben?
Siomo: Es ist ein einmaliges Erlebnis mit einer Aneinanderreihung von Highlights. Das deutsche Team wurde mit dem „Siegerflieger“ der Lufthansa, mit dem ein Jahr zuvor die Fußball-Weltmeister heim gekommen waren, nach Sao Paulo geflogen. Ich durfte beim Einmarsch der Nationen die deutsche Flagge tragen. Der Wettbewerb war megaanstrengend, aber es hat auch wahnsinnig viel Spaß gemacht, sich mit Kollegen aus aller Welt zu messen. WorldSkills ist eine einmalige Chance! Mitmachen, wenn man diese Möglichkeit bekommt.