Mission Titelverteidigung war das Ziel! Nach einem mehr als aufregenden Wettbewerb über drei Tage holt Deutschland in Einzel- und Mannschaftswertung Gold. Die Zimmerer-Nationalmannschaft wird zum dritten Mal in Folge Europameister.
Zehn Minuten vor dem Abpfiff ist kein einziges Modell fertig!
Basel, Messe „Holz“, 3. Wettbewerbstag der Zimmerer-Europameisterschaft 2016 in der Velux-Arena: es sind noch zehn Minuten bis zum Abpfiff und kein Teilnehmer hat ein fertiges Modell stehen, auch nicht die Mitglieder der deutschen Zimmerer-Nationalmannschaft, die als Titelverteidiger ins Rennen gegangen sind. Wird die Mission Titelverteidigung „floppen“? Nach zehn mehr als aufregenden Minuten für alle Fans und Zuschauer haben Daniel Duch, Kevin Hofacker und Florian Kaiser drei Modelle fertiggestellt und sind erst einmal froh, dass „alles vorbei“ ist. Die Modelle stehen, aber eben auch bei den stärksten Konkurrenten aus Frankreich und der Schweiz. Auch die Österreicher sind in diesem Jahr stark. Während die Teams zum Abschlussabend gehen, beginnt für die Experten aus den zehn europäischen Ländern unter Leitung des Chefexperten Andreas Schötzer aus Südtirol, der 1994 der erste Zimmerer-Europameister war, eine lange Nacht. Morgens um 3 Uhr steht das Ergebnis fest, bis zur Siegerehrung am späten Vormittag bleibt es ein mehr als gut gehütetes Geheimnis.
Großer Jubel vor Ort und viele "likes" bei Facebook
Umso größer ist die Freude, als Florian Kaiser (23) aus Kirchhundem in Nordrhein-Westfalen für die Bronzemedaille in der Einzelwertung und Kevin Hofacker aus Steinau in Hessen für die Goldmedaille auf das Podest gerufen wird. Daniel Duch (22) aus Gau-Algesheim in Rheinland-Pfalz belegte Platz 7. Dieses starke Ergebnis heißt auch Gold in der Mannschaftswertung. Die Mission Titelverteidigung wurde bravourös erreicht. Es ist der dritte Titel in Folge seit dem Jahr 2012. Großer Jubel im deutschen Team vor Ort und auf der Facebook-Seite. Dort „liken“ 378 Personen in kurzer Zeit die Ergebnisverkündung, diese Gold-Meldung wurde 138 geteilt. Über 40.000 Menschen wurden auf diesem Kanal mit einer Meldung erreicht, auch spätere Posts zum EM-Erfolg finden viel Zuspruch.
„Ein dreifaches GUT HOLZ auf diese herausragende Leistung!", so Peter Aicher
„Einfach ein tolles Ergebnis. Unser Team hat es dieses Mal wirklich spannend gemacht. Es sah zunächst nicht danach aus, dass wir wieder ganz oben stehen. Alle waren langsamer als in den Trainings, haben ihre kleinen Fehler gemacht. Das hat uns beim Zuschauen viele Nerven gekostet. Aber unsere Jungs hatten Top-Maße. Das war am Ende ausschlaggebend“, erklärte der stellvertretende Teamleiter Andreas Großhardt, Holzbauunternehmer aus Uhldingen-Mühlhofen in Baden-Württemberg, der in Basel der deutsche Vertreter in der Jury war. Und wieder einmal zeigte sich bei einem internationalen Berufswettbewerb: von außerhalb der Wettbewerbsfläche kann mehr als schlecht beurteilt werden, ob ein Modell gut oder richtig gut ist.
„Ein dreifaches GUT HOLZ auf diese herausragende Leistung! Der erneute Titelgewinn zeigt, dass die Rahmenbedingungen für die Ausbildung in Deutschland zukunftsweisend sind. Es ist ein riesen Schritt nach vorne für den aufstrebenden Holzbau. Ich danke dem Team und allen Beteiligten, auch unseren Leistungspartnern, für diesen Erfolg, der nur gemeinsam und mit dem gezeigten Zusammenhalt im Team- und Fankreis möglich ist. Die Erfolgsgeschichte unserer Nationalmannschaft weiter geht,“ erklärte Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes.
„Geniales Ergebnis! Ihr seid wieder die besten Europas!", so Mafell-Chef Matthias Krauss für die Leistungspartner
Die Zimmerer-Nationalmannschaft wird inzwischen im neunten Jahr von den Holzbau Deutschland Leistungspartnern unterstützt. „Geniales Ergebnis! Ihr seid wieder die besten Europas! Herzlichen Glückwunsch zum 3. Titel in Folge, die Erfolgsbilanz wird fortgeschrieben. Ich habe Euch in Basel kämpfen sehen. Wer so für seinen Beruf brennt und diese extremen Leistungen zeigt, hat den Titel mehr als verdient“, so Matthias Krauss, Sprecher der Industrie im Beirat der Leistungspartner von Holzbau Deutschland und Vorstandsvorsitzender der Mafell AG.
Trainiert wurde das Team von Michael Rieger, Ausbildungsmeister im Zimmerer-Ausbildungszentrum in Biberach und selbst Vize-Europameister 2000 und Vize-Weltmeister 2001, und Jens Volkmann, bislang Ausbildungsmeister im Bundesbildungszentrum für das Zimmerer- und Ausbaugewerbe (Bubiza) in Kassel. Simon Rehm, Europameister 2014 und Weltmeister 2015, begleitete das Team als Betreuer bei der EM und war zwischendrin nervöser als die Teilnehmer. „Zuschauen ist echt eine andere Nummer als selbst im Wettbewerb zu stehen!“
„Es hat sich mehr als gelohnt, eine riesen Erfahrung, das ist was fürs Leben“, so Kaiser
Für Kevin Hofacker war die Goldmedaille eine riesen Überraschung. „Damit hatte ich nicht mehr gerechnet!“ Hofacker arbeitet als Geselle bei Alexander Stein GmbH in Steinau-Ulmbach. „Die EM war eine tolle Erfahrung, auch durch den tollen Zusammenhalt im Team, wir haben wirklich gemeinsam gekämpft“. Hofacker bleibt in der Zimmerer-Nationalmannschaft und kann sich im nächsten Jahr für die Berufsweltmeisterschaft „WorldSkills 2017“ in Abu Dhabi qualifizieren.
Florian Kaiser und Daniel Duch scheiden mit der EM aus der Nationalmannschaft aus. Für die WM sind beide zu alt. Die letzten zwei bzw. drei Jahre mit den vielen Trainings und anderen Veranstaltungen möchten beide nicht missen. „Es hat sich mehr als gelohnt, eine riesen Erfahrung, das ist was fürs Leben“, so Kaiser. Beide wollen jetzt ihre Meisterausbildung beginnen bzw. vollenden. Auch Hofacker hat die ersten Teilbereiche bereits erfolgreich absolviert.
Die Aufgabe
Während der 22 Stunden musste ein Dachstuhlmodell gebaut werden. Es war der Vorschlag der Schweizer, der vor Ort noch etwas abgewandelt wurde.
Es handelte sich um ein Pultdach auf dreieckigem Grundriss mit aufgesetzter Gaupe. Das Hauptdach bestand aus senkrechten, schrägen Giebelsparren und verkanteten, schrägen Sparren, die als Kehle fungieren. Die aufgesetzte Gaupe ist ungleich geneigt, hat einen steigenden First und die Front ist ausgeklappt und als Bohlen ausgeführt. In den Gaupenflächen befinden sich mehrere verkantete Hölzer, die sich an die angrenzenden Hölzern mit Klauen anschmiegen oder teilweise eingeblattet sind.